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Anläßlich des 75-jährigen Jubiläums hat Der Spiegel alle Ausgaben ins Web gestellt. Sie sind für Abonnenten frei zugänglich. Man kann nicht nur alle Cover sehen, sondern auch alle Artikel lesen. Beim Archivieren gingen nur die Bilder der Innenseiten verloren. Man muss eben Prioritäten setzen. Dass man beim Spiegel eher auf Text und weniger auf Bilder setzt, ist kein Wunder: Der gute Ruf und manchmal sogar der Ruhm beruht von jeher auf den Texten.

Einleitung

1951

In den Anfangsjahren hatte Der Spiegel ein unverwechselbares Erscheinungsbild. Es war durch Schwarzweiß-Portraitbilder gekennzeichnet. Andere Zeitschriften hatten schon farbige Titelseiten. Der Spiegel blieb bei der Covergestaltung konservativ und hatte Erfolg, denn die Auflage war hoch.

1971

Anfang der siebziger Jahre sieht man eine Vielzahl von farbigen Covermotiven und die unterschiedlichsten Schriften. Der Einfluss der Werbebranche und des Fernsehens macht sich bemerkbar. Verbindendes Element der Cover ist lediglich der rote Rahmen und der Schriftzug. Sehr gut: Man hat sich immer nur für ein Thema entschieden. Gelbe Banderolen mit einem weiteren Thema blieben die Ausnahme.

2021

Seit den siebziger Jahren hat sich nicht viel verändert. Die gelbe Banderole, die in früheren Jahrzehnten sporadisch auftauchte, ist seltener geworden. Man kämpft weiterhin um die beste Visualisierung der Coverstory. Nur wer genau hinschaut, sieht kleine Anrisse, die oben oder links im Bild stehen.

Ein Blick auf Innenseiten

1951

Der Spiegel ist von jeher textlastig. Zur Tradition gehören beispielsweise einspaltige Überschriften. Das spart Platz für den Grundtext. Für den Umgang mit Bildern ist die Zeitschrift jedenfalls nicht berühmt. Auch bei der Archivierung wurde kein Wert auf die Bildqualität gelegt. Die Fotos sehen meist aus wie schlechte Fotokopien. Das Textarchiv dagegen ist weitgehend vollständig.

2021

Der Spiegel bleibt äußerst textfreudig, auch wenn manchmal ein größeres Bild auftaucht. Die Überschriften dürfen nun auch mal mehrspaltig sein, aber der Gesamteindruck bleibt: Der Spiegel soll gelesen werden, Bilder sind ein Nebenaspekt. Aber das ist natürlich ein klares Konzept.

1947 – 1954: Die Anfangsjahre

1947

Die Beispiele aus dem Jahr 1947 und 1948 zeigen schon die serifenbetonte Schrift des Logos und die Farbe Rot. Die Aufmacherbilder sind schwarzweiß und als besondere Note leistet man sich einen partiellen Freisteller, wie hier bei Ingrid Bergmann.

1947

Die Überschriften stehen nicht im Bild, sondern relativ klein darunter. Bei dem Cover mit Kurt Schumacher wird eine Collage versucht. Seitlich von dem großen Bild sieht man ihn in verschiedenen Gesten bei öffentlichen Auftritten.

1948

In den Anfangsjahren bleibt man eher bei Covern, die nur ein Portraitfoto zeigen, wie hier bei der Schauspielerin Sybille Schmitz. Eine sehr gut ausgeleuchtete Aufnahme.

1949

Die Titelseite mit dem Horoskop ist ungewöhnlich für die Anfangsjahre. Es geht um eine Artikelserie über die deutsche Kriminalpolizei.

1951

Der partielle Freisteller von Marlene Dietrich deckt einen großen Teil des Logos ab. Das Cover zeigt oben rechts eine Neuerung: Die Banderole. Die Schrift, die für „Grüner Teufel“ benutzt wird, heißt Reporter und wurde 1938 von der Schriftgießerei Johannes Wagner auf den Markt gebracht. Der Entwurf stammt von dem spanischen Schriftkünstler Carlos Winkow.

1951

Das Cover von 1951 hat eine schmalere rote Fläche und ein kleineres Logo, das nun links platziert wird.

1951

Ho Tschi-Minh.

1952

Charlie Chaplin.

1954

Filmschauspielerin Milena Vrajakova. 1954 ist das Logo nochmals verkleinert worden.

1955 – 1958: Das Cover wird farbig

1955 erscheint das erste farbige Cover. Rudolf Augstein schreibt dazu: „Ich sehe die Briefe hereinflattern: Muß jetzt auch der SPIEGEL dem illustrierten Zeitgeist Tribut zollen? Werden Sie uns künftig den Professor Erhard rosig koloriert vorsetzen? Sind Sie unter die Schönfärber gegangen? Wie konnten Sie das zulassen? Sind Sie, Herr Augstein, überhaupt noch da? … Ich kam zu dem Schluß, daß es Gesichter gibt, die im Farbdruck plastischer herauskommen – einige wenige Gesichter.“

Im Editorial vom 25.01.1955 erklärt Rudolf Augstein, wie es zum ersten farbigen Cover kam. Die Abbildungen zeigen die stetige Verkleinerung des Logos. Abonnenten können hier den kompletten Text finden: https://tinyurl.com/y7pvwp4y In einer Fußnote heißt es: „Wie aus einer repräsentativen Umfrage hervorgeht, die von den 41 wichtigsten Zeitschriften der Bundesrepublik über die Allensbacher Meinungsforscher veranstaltet wurde, liest jeder zehnte Erwachsene den SPIEGEL.“

1957

Es gibt viele Aufnahmen, die Konrad Adenauer in ähnlicher Weise zeigen. Der Name des Fotografen wird im Spiegel damals nicht genannt.

1957

Wenn man ein gedrucktes Heft in der Hand hält, sieht man, dass die Fotos jede Pore zeigen, wie hier beim späteren Bundeskanzler Willi Brandt. Augstein schreibt dazu 1955: „In irgendeiner Witzecke des westdeutschen Rundfunks wurde einmal eine Schauspielerin gefragt, warum sie vom Spiegel nie mit einer Titelgeschichte bedacht worden sei. ,Dazu sind meine Poren nicht groß genug’, antwortete die schlagfertige Maid.“

1958

Eddie Constantine war ein deutscher Filmstar. „Der Schauschläger“ lautet die Überschrift. Unterzeile: „Film-Raufbold Eddie Constantine“.

1955 – 1960: Vom Portrait zur Themen-Visualisierung

1955

Anders als in den Anfangsjahren wird nun auf dem Cover mehr als nur ein Portraitbild gezeigt. Bei Wernher von Braun sieht man zum Beispiel im Hintergrund eine Weltkarte und er hält Raketenmodelle in der Hand.

1956

Bei Romy Schneider sieht man Teile des Kleides, weiße Handschuhe, ein Gold-Armband. „Die Jungfrau von Geiselgasteig“ lautet die Überschrift.

1956

Bei einem Werbefilmer werden Werbefiguren und ein Filmstreifen gezeigt. Diese Weiterentwicklung dient dazu, das Thema der Coverstory visuell zu präsentieren. Man ist nicht mehr gezwungen, eine einzige Person als Coverthema zu wählen. Dieses Cover ist ein deutlicher Fortschritt gegenüber denen des ersten Jahrzehnts. Es hätte auch in den siebziger Jahren noch so erscheinen können.

1959

In diesem Jahr wird der Mond erstmals zum Coverthema. Die Neuerung: Die Überschrift steht im Bild.

1960

Bei dem „Spiel-Bankier Lenz“ sieht man im Hintergrund einen Roulette-Kessel. Auch ein Fortschritt gegenüber den fünfziger Jahren.

1960

Bei dem Cover zur Spiegel-Serie „Die rote Hand“ wird eine sehr moderne Visualisierung des Themas erreicht. Wikipedia schreibt: „La Main Rouge, deutsch Rote Hand, war eine von der Auslandsabteilung des französischen Geheimdienstes Direction Générale de la Sécurité Extérieure (DGSE) in den 1950er Jahren betriebene Terrororganisation.”

1962 – 1966: Überschrift im Bild

1960

Tier-Plauderer Grzimek – wie es in der Überschrift heißt – wird nicht mehr nur als Portrait abgebildet. In seinen Sendungen bringt er immer ein Tier aus dem Zoo mit, so auch hier.

1962

Der Contergan-Skandal wird mit einer Medikamenten-Schachtel visualisiert, die auf einem Beipackzettel liegt.

1963

Das Cover „Deutsche Raketen für Nasser“ ist ein Meilenstein für den Spiegel, denn die Reduktion aufs Wesentliche lag im Trend, genauso wie schmal laufende serifenlose Schriften. Die Zeitschrift „Twen“, 1959 gegründet, könnte hier ein Vorbild gewesen sein.

1965

Die Weltmacht Coca-Cola wird durch die Säulen und den Torbogen visualisiert. Die serifenlose Schrift wirkt klar, sachlich.

1966

Die Krise an der Ruhr wird durch eine serifenbetonte Schrift mit einem starken Schwarz-Rot-Kontrast präsentiert. Die Bergleute trugen tatsächlich schwarze Fahnen.

1966

Ludwig Erhard, der „Kanzler auf Abruf”, wird in einer Rückansicht gezeigt. Sehr gute Bild-Überschrift-Kombination.

1967 – 1982: Neue Vielfalt der Coverthemen

1967

Sehr gute Bild-Text-Kombination. Dramatik wird erzeugt durch die rote Unterlegung und den Bildschnitt. Der Panzer fährt quasi aus dem Cover hinaus. Die Überschrift wird asymmetrisch auf eine senkrechte Achse gestellt.

1968

Diese Art der Fotografie liegt in der Werbung dieser Zeit gerade im Trend. Der Schaum und die perfekte Farbe des Bieres zeigt auch die Fortschritte der Drucktechnik.

1970

Im Laufe der Jahrzehnte ist Religion immer wieder auf dem Spiegel-Cover. Als Überschrift wird die ITC Garamond benutzt (ITC = International Typeface Corporation, ein Schrifthersteller aus den USA). Das Violett soll das Thema Kirche unterstützen.

1971

Im Jahr 1971 gab es 21.332 Tote im Straßenverkehr. Der Spiegel greift das Thema auf. Drastisch: Visualisierung von Verkehrstoten durch die Kombination von Autobahn und Sarg.

1971

Hier wird eine Unfallszene nachgestellt. Um das Foto nicht zu stören wird der Text oben und unten an den Rand geschoben. Die Schrift heißt City und wurde von Georg Trump entworfen. Sie erschien 1930. Es ist eine serifenbetonte Schrift mit einer niedrigen X-Höhe. Beim Buchstaben O sieht man, dass die Schrift besonders eckig ist.

1971

Sehr gute Text-Bild-Kombination, denn man sieht erst das Fahrzeug, dann die Personen und dann die Überschrift.

1973

Präsident Nixon im Zwielicht. Sehr gut gestaltete Überschrift in gelben Versalien.

1974

Strauß wird in einer gebrochenen Schrift gesetzt, um zu verdeutlichen, dass er aus Bayern kommt und konservativ ist. Der Bildschnitt ist so nah, dass er den Rahmen des Covers sprengt.

1974

Das Foto der Ölplattform passt sehr gut zum Thema. „ÖL” wird aus der Cooper Black gesetzt. Wikipedia schreibt: „Cooper Black ist eine ultrafette Serifenschrift mit weichen, abgerundeten Konturen, die der US-amerikanische Schriftgestalter Oswald „Oz“ Bruce Cooper (1879–1940) im Jahr 1921 schuf. Sie wurde rasch eine der erfolgreichsten Schriften ihrer Zeit und ist bis heute beliebt.“

1976

Die Illustrationen stammen von Jean Mulatier, einem damals achtundzwanzigjährigen Franzosen. In der Hausmitteilung schreibt der Spiegel: „Weil die Leute heute von Photographien umstellt seien, sagt er, sei es seine Aufgabe, pointiert zu porträtieren, will sagen: vergrößern hier, verkleinern dort.“

1976

Vor der Bundestagswahl 1976 gab es mehrere Ausgaben, die der Wahl gewidmet waren. Sie wurden mit einem Button versehen. Auf diesem Cover: Helmut Schmidt.

1976

Franz-Josef Strauß gehörte ebenfalls zu den Personen, die Jean Mulatier zeichnete. Auf einem weiteren Cover der Serie ist Hans-Dietrich Genscher zu sehen.

1977

Im Zentrum liegt ein Revolver in Spaghetti. In Kombination mit der Überschrift „Urlaubsland Italien“ wäre es ein perfektes Cover geworden. Dann musste aber noch die Banderole mit den Farben Italiens rein und drei Einschusslöcher in eine Glasscheibe. Ein Ergebnis zu langer Diskussion zwischen Redaktion und Grafik?

1978

Der Geisterfahrer wird sehr gut ins Bild gesetzt. Die Überschrift darunter ist ebenfalls sehr passend, wobei der Dopplungs-Effekt übertrieben ist. Dass man oben noch eine große Banderole platzieren musste, scheint aus heutiger Sicht überflüssig. Aber Streik und Aussperrung an der Ruhr wurde wohl von den Machern damals als enorm wichtig angsehen.

1982

Immer wenn es um den Skandal um die gewerkschaftseigene Wohnungsgesellschaft „Neue Heimat“ geht, wird dieses Cover gezeigt. Gute Kombination aus Überschrift und Bild. Die dunklen Geschäfte werden durch den tiefen Schatten hinter dem Vorsitzenden Albert Vietor visualisiert.

1986 – 2005: Langzeit-Themen: Rauchen, Klima, Aids

1986

Bereits 1986 kam das Thema Schutz von Nichtrauchern auf. Es dauerte aber noch Jahrzehnte, bis ernsthafte Maßnahmen gegen Rauchen in der Öffentlichkeit griffen.

1986

Die Gefahr der Klimakatastrophe wurde 1986 durch dieses einprägsame Cover visualisiert. Das Thema ist heute noch wichtiger geworden, da man die ersten Auswirkungen spürt.

1987

Die Gesundheitsministerin Rita Süssmuth hat wegen des Themas Aids ein riesiges Kondom übergezogen. Für die Überschrift wird die Gill Sans benutzt. Sie wurde 1928 bis 1930 von dem britischen Schriftkünstler Eric Gill entworfen.

1987

Die Volkszählung wird durch einen Barcode visualisiert. Im unteren Teil werden die Striche wie Gitterstäbe auseinander gebogen.

1988

Die Entsorgung von Atommüll war bereits 1988 ein ungelöstes Problem. Die für die Headline eingesetzte Schriftart Block wurde 1908 von dem deutschen Schriftgestalter Herrmann Hoffmann entworfen. Sie wird auch heute beispielsweise beim Logo der Zeitschrift Charlie Hebdo oder bei der Baumarktgruppe Praktiker eingesetzt.

1988

Im Jahr 1988 gab es in Memmingen einen Prozess gegen einen Arzt wegen illegalen Schwangerschaftsabbruchs. Wikipedia schreibt: „Wegen der Art der Verfahrensführung und der Zeugenvernehmung wurden vielfach Zweifel an der Neutralität der Strafkammer geäußert.“

2001

Eine Rentenreform zu visualisieren, ist keine leichte Aufgabe. Man kann Formulare abbilden oder Reformer am Schreibtisch. Der Spiegel geht einen anderen Weg, denn er visualisert, dass die Reform immer kleiner und kleiner wird. Unten steht dann nur noch ganz klein: „Schlamassel ohne Ende”.

2005

Erstaunlich, dass Feinstaub bereits 2005 ein Thema war. Die zwei Leuchten wirken wie Augen, die den Betrachter durch den Nebel von Feinstaub anstarren. Die Typografie in Großbuchstaben ist angemessen. Die Banderole rechts unten wird nicht viele Käufer gebracht haben. Man sollte sich eben auf ein Thema beschränken oder drei Anrisse unten platzieren, wie es später gemacht wurde, damit viele Ressorts innerhalb des Spiegel sich besser fühlen.

2005

Das Thema Diät und Abnehmen trendet seit vielen Jahren. Es wird gut visuell präsentiert. Ob man zu jedem Thema auch eine andere Schrift nehmen muss, ist fraglich. Besser wäre, eine Hausschrift zu nehmen, die es in verschiedenen Schnitten gibt.

2007 – 2018: Themen-Visualisierung

2007

Thema Energie-Verschwendung: Zur Visualisierung dient eine Glühbirne in Flammen, denn die erhellt nicht nur den Raum sondern gibt auch viel Energie in Form von Wärme ab. Der Spiegel empfiehlt: Energiesparen zuhause.

2008

Benzin ist so teuer, dass es in Parfum-Flakons angeboten wird. Das Wort Luxus wird in einer klassizistischen Antiqua gesetzt, Benzin in einer serifenlosen fetten Schrift.

2011

Im Hintergrund das verschwommene Apple-Logo, im Vordergrund Steve Jobs. In der Hausmitteilung heißt es: „Der Mann, der am vergangenen Mittwoch starb, galt als Genie, als iGott, Verführer, Menschenschinder – aber wer war er?“

2012

Der Untergang der Costa Concordia wird in einer scheinbar friedlichen Szene gezeigt: Ein Kreuzfahrtschiff in abendlicher Beleuchtung. Erst bei näherer Betrachtung erkennt man, dass es eine leichte Schieflage hat. Davor sind offenbar Boote zu sehen. Die Überschrift klärt dann das Geschehen auf. Ein ruhiges, zurückhaltendes Cover, das sehr gut funktioniert.

2013

Gute Visualisierung des Themas Rechtschreib-Katastrophe an Schulen. Ein gutes Detail ist, dass das Schulkind unten angeschnitten wird. Dadurch wird das Cover zur Schultafel.

2014

Ähnlich wie bei dem Untergang der Costa Concordia wird beim Verschwinden der MH370 ein sehr zurückhaltendes Coverdesign gewählt.

2014

Dieses Cover ist zweifellos ein Unikat, denn noch nie vorher gab es ein Cover, bei dem der rote Rahmen um die Seite abgedeckt wurde. Thema ist die Wärmedämmung von Gebäuden. Sehr treffend visualisiert.

2015

Die Simulation einer Röntgenaufnahme zeigt Menschen zusammengefercht in einem Lastwagen. Die Überschrift „Erbarmungslos“ kontrastiert sehr gut zum Blau und Schwarz des Bildes.

2016

„Die tödliche Invasion der Mücken“ heißt es im Untertitel. Das Cover gewinnt seine Spannung dadurch, dass man nicht sofort erkennt, welches Tier das gefährlichste der Welt sein soll. Giftgrün: gute Farbwahl. Sehr zurückgenommene Typografie. Man muss am Kiosk nicht schreien, um wahrgenommen zu werden.

2016 – 2021: Trump-Cover

2016

Ist Trump wirklich wie ein Komet, der die Erde bedroht? im Jahr 2016 schien es übertrieben. Das Cover wurde heftig diskutiert aber auch oft ausgezeichnet. In der Rückschau muss man feststellen, dass dieses Cover angemessen war. Es stammt von New Yorker Künstler Edel Rodriguez.

2017

„You‘re fired!“ Die USA kündigen das Weltklima-Abkommen auf. Der Golfspieler Trump wird sehr gut zur Inszenierung eingesetzt.

2017

Eine weiße Mütze des Ku-Klux-Klan auf schwarzem Hintergrund. Sehr guter Kontrast, sehr einfaches und klares Cover.

2017, 2018, 2019

Es erschienen noch weitere Trump-Cover, die alle von Edel Rodriguez stammen. Er hat ein unverwechselbares Design entwickelt, das durch die Wahl der Farben Gelb, Orange, Rot und Schwarz bestimmt wird.

2017

Trump schlägt der Freiheitsstatue den Kopf ab. Gemeint ist: Trump ist eine Gefahr für die Demokratie. 2017 fand ich diese Darstellung übertrieben, aber die späteren Ereignisse geben dem Illustrator recht in seiner Einschätzung.

2020

Vier Jahre später, Joe Biden ist neuer Präsident und er setzt der Freiheitsstatue den Kopf wieder auf. Schöne Fortsetzung der früheren Coveridee. Rückblickend gehören die Cover von Edel Rodriguez zu den besten in den ersten 75 Jahren des Spiegel.

1948 – 2022: Hohlspiegel

1948

Bereits im Januar 1948 erschien erstmals die Rubrik Hohlspiegel. Sie war promintent auf Seite 2 platziert. Es ging hauptsächlich um skurrile Meldungen aus aller Welt.

1955

1955 war der Hohlspiegel ganz ans Ende des Hefts gerückt. Es ist nun eine Mischung aus skurrilen Meldungen und merkwürdiger Ausdrucksweise in Zeitungen und Zeitschriften. Die ersten beiden Meldungen gehören schon zum neuen Typus, der sich in den kommenden Jahren durchsetzen wird.

1956

In diesem Jahr erfolgt die Untergliederung in Rückspiegel und Hohlspiegel. Später rückte der Hohlspiegel in die linke Spalte und der Rückspiegel nach rechts.

2022

Es gibt auch den seltenen Fall, dass Der Spiegel selbst skurrille Texte veröffentlicht, wie zum Beispiel diesen: “der Wind bleibe aber windig…”. Der Spiegel stand auch schon mal selbst im Hohlspiegel. Das ist aber lange her.

2022 Das Suchspiel: Spiegel-Archiv

Startseite www.spiegel.de

Das Archiv ist eine tolle Sache, denn alle Ausgaben seit Gründung sind hier für Abonnenten als Volltext und als Pdf auffindbar. Man muss es nur finden. Streng genommen kann man als Abonnent jeden Freitag nach der neuen Ausgabe suchen. Die ist nämlich auch im Archiv. Auf der Startseite, die hier abgebildet ist, ist ein Link. Um die Suche zu erleichtern: Es ist der Menupunkt “Magazine”.

Alle digitalen Magazine

Wenn man auf “Magazine” geklickt hat, kommt man zur Unterrubrik “Alle digitalen Magazine”. Dort ist die aktuelle Ausgabe des Spiegel. Aber das steht da nicht. Das darf man erraten. Wenn man jetzt weiterhin das Archiv sucht, hat man drei Möglichkeiten: Der rote Button mit dem Spiegel-Logo, im Menu steht DER SPIEGEL und rechts steht “Alle Ausgaben”. Sehr gut, denn in allen drei Fällen kommt man zum Archiv mit allen Ausgaben seit Gründung.

Das Archiv

Jetzt hat man die Schatzkammer erreicht und kann nicht nur alle 3.900 Cover ansehen, sondern auch alle Ausgaben als Pdf herunterladen oder die Stories lesen, denn es gibt auch ein digitales Archiv aller Ausgaben. Da fehlen allerdings die Bilder. Zum Archiv kommt man über diesen Link.

Dieser Artikel erschien am 11. März 2022 auf www.editiorial-design.com. Aktualisierung am 22. März 2022

Norbert Küpper
nkuepper@editorial-design.com

1959 Zum Vergleich: twen

Legendäres Magazin twen

Die Zeitschrift wurde 1959 gegründet und 1971 eingestellt. twen gilt als legendär, weil hier Innovationen in Inhalt und Design durchgeführt wurden, die andere Magazine viel später oder nie gemacht haben. Man kann heute noch Exemplare auf Flohmärkten kaufen. 1995 erschien ein Buch, in dem die Legende erklärt wird: twen – Revision einer Legende. Im Klappentext heißt es: “Ende der 50er Jahre tauchte auf dem bundesdeutschen Illustriertenmarkt eine Zeitschrift auf, deren Wirkung auf die Nachkriegspublizistik kaum überschätzt werden kann. twen war nicht Illustrierte und nicht Fotomagazin, nicht Jugend- und nicht Kulturzeitschrift. Mit twen erschien ein Blatt neuen Typs, frisch, frech, sinnlich, von bestechender Optik, kompromißlos modern gestaltet, provokant in den Themen, vergnüglich im Ton, optimistisch und voller Lust auf Leben.”

twen 3/1959

Die wenigen Beispiele aus Heft 3/1959 zeigen, was damals gestalterisch möglich war.

Buchtipps:

Die Spiegel-Titelbilder 1947 – 1999, Schwarzkopf & Schwarzkopf

twen: Revision einer Legende, Klinkhardt & Biermann 1995

Fleckhaus – Design, Revolte, Regenbogen, Museum für angewandte Kunst Köln, 2016

 

Dieser Artikel erschien am 11. März 2022 auf www.editiorial-design.com. Aktualisierung am 24. März 2022

Norbert Küpper
nkuepper@editorial-design.com